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Zur Ãœbersicht | 02/12/2017

Pille und Hormone - chemische Misshandlung von Frauen ist Alltag

Es geschieht jeden Tag, draußen und in der Sprechstunde...

Junge Frauen erhalten Medikamente, die kaum ein Mann dieses Alters sich zumuten lassen würde. Und: Ältere Frauen erhalten nicht die Medikamente, die sich EIGENTLICH bräuchten, dafür Tonnen von Betablockern, andere Blutdrucksenker, Psychopharmaka, Schmerzmittel, Massen an Magen-, Darmspiegelungen, nicht notwendige Herzuntersuchungen bis zum Herzkatheter, auch zu früh Gelenkersatz-Operationen, Kniespiegelungen (Arthroskopien) und was der Medizinbetrieb an lukrativen Maßnahmen noch so hergibt. 

Denn: Leidensdruck haben die Betroffenen und lassen sich daher einiges zumuten. Dazu kommen massenhaft Dates mit Psychiatern/Psychotherapeuten, Neurologen, Orthopäden, Internisten, Kardiologen, Gastroenterologen, Urologen, ja selbst mit den Gynäkologen, die es eigentlich besser wissen müssten, was oft nicht der Fall ist. Die meisten Fachkollegen kennen die typischen Symptomkombinationen nicht oder wollen sie nicht kennen, da die Beratung Zeit und Wissen erfordert.

Die Rede ist zum einen vom häufigen Einsatz der "Antibabypille" bei jungen Frauen (vgl. meinen Beitrag auf dieser Website 2016 ) und von den Symptomen, die bei Frauen spätestens ab 50 Jahren beginnen, bei manchen durchaus früher: Die sogenannten Wechseljahre.

Natürlich gibt es eine ganze Reihe Frauen, die mit der Pille gut klarkommen und sicher verhüten. Nicht alle spüren viele Nebenwirkungen. Jedoch werden junge und ältere Frauen durch die Pille nicht nur immensen Risiken und einer massiven Verschlechterung der Lebensqualität und, ausgerechnet, des Sexuallebens ausgesetzt, sondern auch noch künstlich durch die Wirkstoffe teilweise in einen Zustand versetzt, den sonst nur ältere Frauen kennen: Schwitzen, Unruhe, Depressionen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme und vieles andere mehr. Also Symptome wie in den Wechseljahren wegen einer Art künstlich herbeigeführten Alterung. Denn die Pille ahmt zwar die natürliche Estrogen- und teils Progesteronwirkung nach, aber eben nur zu einen kleinen Teil. Hauptfunktion ist die Unterdrückung des Eisprungs, um einer Schwangerschaft vorzubeugen. Viele segensreiche Wirkungen dieser natürlichen Hormone der biologisch jungen Frau fehlen. Über durchaus vorhandene, verschieden gute und sichere Alternativen zur "Anti-Baby-Pille", z.B. das Pessar "Caya" (ich erhalte keinerlei Zuwendungen oder Honorare für diesen Beitrag ;) wird oft nicht gesprochen. Die Spirale ist für junge Frauen oft nicht zu empfehlen und obendrein noch deutlich teurer. Manchmal eignet sich die Kupferkette.
Wenn es eine Pille sein soll, dann am besten die mit dem geringsten Risiko einer Venösen Thromboembolie, beispielsweise ein Levonorgestrel-haltiges Präparat wie Microgynon bzw. Generika (vgl. das at (arznei-telegramm 12/2017) und das BfArM (Bundesamt für Arzneimittelwesen): Becker, S: Bull. z. Arzneisicherheit 2017; Nr.2: 3-12 . Dagegen sollte die Pille nicht das Gestagen Dienogest oder die Substanzen mit dem höchsten Risiko, Desogestrel oder Gestoden, enthalten (ebenda).

Aktuelles Beispiel für die vielen Probleme mit der "Pille" und anderen hormonellen Verhütungsmethoden, veröffentlicht im November 2017 von einer dänischen Arbeitsgruppe:
Jüngere Frauen, die hormonell verhüten, haben eine je nach Methode bis zu dreimal höhere Suizidrate als nicht hormonell verhütende Frauen. Im Jahr 2016 wies dieselbe dänische Gruppe nach, dass Frauen, die hormonell verhüten, häufiger Antidepressiva verordnet bekommen und öfters stationär wegen Depressionen behandelt werden.

Was ist nun mit den älteren Frauen und ihren Symptomen?
Auch dazu habe ich mich schon mehrfach ausführlich ausgelassen.  Von akuter Angst, Panik, schlechtem Schlaf, Angstträumen, plötzlichem Erwachen mit Herzrasen bis zu heftigen Schwitzattacken, Phasen mit erhöhtem Blutdruck, Gedächtnis- und Konzentrationsschwäche, unerklärlichen Stimmungstiefs bis zu Weinkrämpfen und Depressionen, schmerzhaften Blähungen, Verstopfung, stark aufgetriebenem Leib, Schwellungen an Händen und Füßen, Schmerzen, Verdickung in den Gelenken, besonders in den Endgelenken der Hände ("Heberden-Arthrose"), an Knien, Hüften, Wirbelsäule mit Gefahr sich schnell verschlechternder Knochenfestigkeit (Osteoporose) bis zu Muskelkrämpfen und Autoimmunerkrankungen und vielem anderen reichen die Erscheinungen. Es handelt sich um den massiven Protest des weiblichen Organismus (und teils der Steuerzentrale Hirnanhangsdrüse) gegen das plötzliche Absinken/Fehlen der beiden weiblichen Hauptwohlfühl-Hormone Estradiol und Progesteron, die für unterschiedliche Symptome verantwortlich sind.

Wird dann, vielleicht, endlich getestet im Blut (nicht im Speichel! unzuverlässig durch unwägbare Verdünnung durch Speichel, der sehr unterschiedlich wasserreich sein kann), dann wird oft dennoch nichts oder das Falsche (z.B. orales Estrogen) unternommen, weil ja "nur die zu erwartenden Wechseljahre" eingetreten sind. Stattdessen müsste getan werden, was in diesen Fällen häufig zu großer Erleichterung führt: Die Gabe von Estradiol (NICHT aus Pflanzen, sondern identisch mit menschlichem Estrogen, also auch nicht von Stuten oder sonstigen Fremdquellen!) über die Haut (Gel oder Pflaster) und oralem oder ebenfalls transdermalem Progesteron (Gelbkörperhormon) in richtiger Dosis (Blutkontrollen! wie bei Schilddrüsenhormongabe!) unter Beachtung möglicher Kontraindikationen. Daher muss die Therapie durch einen Fachkundigen durchgeführt werden. Nebenwirkungen kommen vor, in der täglichen Praxis sind 9 von 10 Frauen sehr glücklich mit der Therapie.

Warum versagt hier das Medizinsystem massenhaft? Es fehlt der Überblick über die Fachgebiete. Die wenigen Allgemeinärzte, die den Überblick im Ansatz noch hätten, eine leider aussterbende Spezies, sind mit der Therapie überfordert oder trauen es sich nicht. Die GynäkologInnen? Haben mehrheitlich noch den Wissenstand aus den Jahren verinnerlicht, als zu eine zu hoch dosierte Hormontherapie mit den falschen Substanzen als schädlich überführt und damit obsolet wurde. Andere Fachärzte haben, leider, von den Zusammenhängen kaum eine Ahnung und trauen sich eine solche Therapie erst Recht nicht zu, traurig. Und natürlich brauchen wir gute GynäkologInnen mit im Boot, die die Frauen unter Therapie weiter betreuen. Ärzte mit Überblick sind Sand im Getriebe eines Systems, was von Halbwissen, tollen, meist umsatzträchtigen "modernen" Methoden, gezielter Fehlinformation und irregeleiteter Vorsorge (wie z.B. Mammografie, die breit und ungezielt eingesetzt mehr schadet als nutzt) lebt. "Zentren" machen nun einmal das, was sie immer tun: Ihre meist schmalspurigen Methoden empfehlen und tun, was Umsatz bringt.

Gute Ärzte glänzen durch Überblick über das ganze Medizinsystem, durch Weglassen des Vielen, was nicht nötig und sinnvoll ist, durch sparsame Verwendung von maschinellen und operativen Methoden, durch geringen Einsatz von Antibiotika und vielen anderen Pharmaka, die im Einzelfall höchst sinnvoll, ungezielt eingesetzt großen Schaden anrichten. Durch gezielte und dann sinnvolle Zuweisung zu Spezialisten mit klaren Aufträgen und guten Vorgeschichten (leider oft nicht gelesen von den Spezialisten). Sie sind Lotsen durch eine unübersichtliche Gesundheitslandschaft mit Schatten und Licht auf allen Seiten, Naturheilkunde und konventioneller Medizin. Mit einem Wort: Sie glänzen durch Geschäftsschädigung. By the way: Natürlich brauchen längst nicht alle Frauen eine Hormonersatztherapie. Vielen kommen ohne durch. Viele wollen sie aus verschiedenen Gründen nicht. Aber die Frauen, denen es wirklich schlecht geht in der Zeit der Umstellung und auch danach, sollte sie nicht vorenthalten werden. Die Alternativen sind viel schlechter, nebenwirkungsreicher und greifen zu kurz.

Ein weiterer Punkt: Keiner will die mühsame Arbeit auf sich nehmen, den betroffenen Frauen diese doch recht komplexen Zusammenhänge  näherzubringen, Ängste zu nehmen und dann noch darüber zu reden, dass die Therapie meist keine kassenübliche Therapie ist oder wenn, dann nur begrenzte Zeit bei deutlichen Symptomen, und, dass die Bluttests zur Therapiekontrolle selbst zu bezahlen sind.

Wir haben in Deutschland an sich eine sehr gute Medizinlandschaft. Gute Versorgung scheitert nur leider oft an der Kombination aus Interessenkonflikten, an Eigennutz, fehlendem Überblick und Wissen, Zeitmangel, Rückzug auf begrenzte Fachgebiete, Vergütung und Anreize für die falschen Maßnahmen am Patienten etc. Ich kenne Fachkollegen, die hier positiv hervorstechen, aber auch viele, die es leider nicht tun. Auf, Patientinnen, fordert Eure Rechte ein, klärt Euch selbst auf und bittet um Unterstützung, freundlich, aber beharrlich. Es wird oft vom boomenden "Wachstumsmarkt Gesundheit" gesprochen, ein Widerspruch in sich: Ein gutes Gesundheitssystem, wenn es wirklich funktioniert, ist gut, wenn es schrumpft oder gleich bleibt unter Erhalt oder Ausbau der Qualität, durch Weglassen des Überflüssigen und Schädlichen, statt zu wachsen.

Männer ereilt übrigens Ähnliches wie Frauen, wenn sie älter werden, aber anders, langsamer, schleichender... Das ist ein anderes Thema. Und das Pech der Frauen. Gäbe es so klare männliche Wechseljahre, dann wäre schon längst mehr für die Frauen getan worden, von Pharmazeuten und Wissenschaftlern.

Viel Erfolg auf dem Weg zur aufgeklärten Patientin

wünscht 

Berthold Musselmann

Praxis

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Telefon: 06222/81236
Telefax: 06222/8095
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