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Zur Ãœbersicht | 30/06/2015

Pressekonferenz zum Thema Phytotherapie in München April 2015

Phytotherapie in der Hausarztpraxis

Was können pflanzliche Arzneimittel leisten?

Beispiel saisonalen Atemwegserkrankungen: Eine heftige Grippe- und Erkältungsepidemie liegt hinter uns, der Anteil Erkrankter in Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, öffentlichen Einrichtungen, Betrieben etc. war sehr hoch.

 Was hat therapeutisch geholfen?

Chemisch-synthetische Präparate wirken gegen die meisten gängigen Erkältungs-/Atemwegs-Viruserkrankungen bisher schwach oder gar nicht, haben aber zum Teil starke Nebenwirkungen. Symptomlindernde Medikamente wie ASS, Paracetamol oder Ibuprofen sind dagegen oft sinnvoll und manchmal notwendig. Ein positiver Einfluss auf Heilung und Genesung besteht aber bei dieser Therapie nur gering, z.B. durch die abschwellende Wirkung von ASS und Ibu. Auch die Grippe-Impfung hat dieses Jahr nur schwach gewirkt. Sie hat allgemein nur einen begrenzten Nutzen, am meisten nützt sie chronisch Kranken und geschwächten Personen.

Als Prophylaxe sind besonders Hygiene sinnvoll, Sport, Bewegung an frischer Luft und gute Ernährung. Zur Therapie helfen Wirkstoffe aus der Natur, insbesondere in Verbindung mit weiteren Naturheilverfahren. Sie wirken oft besser als chemische-synthetische Medikamente.

Phytotherapie, also der medizinische Einsatz von Heilpflanzen-Zubereitungen wird von Patienten und Ärzten in hohem Maße gewünscht. 60 Prozent der Allgemeinärzte setzen derzeit unter anderem Naturheilverfahren ein, 70 Prozent der Patienten möchten auch Phytopharmaka von ihrem Arzt verordnet bekommen.

Ein Wirkgeheimnis von Heilpflanzenpräparaten liegt darin, dass sie ein kompliziertes Gemisch von Wirkstoffen enthalten, die an unterschiedlichen Stellen ansetzen. Sie wirken gleichzeitig gegen die Infektion – stoppen oder behindern also die Vermehrung von Keimen – zusätzlich antientzündlich, abschwellend und entkrampfend und stärken so auch die Körperselbstheilungskräfte des Organismus.

So wie wir haben auch Pflanzen Überlebens- und Stoffwechselprobleme. Die in Heilpflanzen enthaltenen Stoffe sind daher auch für den Stoffwechsel des Menschen oft so nützlich. Die ärztliche Erfahrung zeigt, dass der mögliche Einsatzbereich von pflanzlichen Präparaten wesentlich umfangreicher ist, als die bei der Zulassung festgelegte Deklaration. 

Um systematischer zu erfassen, worin der Patienten-Nutzen von naturheilkundlicher und konventioneller Therapie im Vergleich besteht, hat unsere Arbeitsgruppe an der Universität Heidelberg – aufbauend auf dem Projekt CONTENT 2012 die Versorgungsstudie PhytoCONTENT gestartet, ein voraussichtlich im Juni 2015 abgeschlossenes Forschungsprojekt.

Die aktuellen Diagnose-Verschlüsselungen (ICD-10) sind nach Maßgabe der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zur Abrechnung für alle ÄrztInnen ein Muss, für die Hausarztmedizin aber nicht tauglich – sie stammen aus einer basisfernen, hochspezialisierten Medizin. In der allgemeinmedizinischen Praxis bilden zum Glück selbst heilende Erkrankungen und Krankheiten in Anfangsstadien mit einer meist noch leichteren Ausprägung und oft ohne die Möglichkeit einer exakten Diagnose die Mehrheit der Fälle. Für diesen Bereich hat deshalb die internationale Gesellschaft für Allgemeinmedizin (WONCA) eine eigene medizinische Klassifikation erarbeitet – die International Classification of Primary Care (ICPC) – die gezielt auf die Bedürfnisse der Primärversorgung und der Allgemein- und Familienmedizin abgestimmt ist.

An der Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung der Uni Heidelberg werden im Rahmen von PhytoCONTENT seit 2009 Daten von 41 Hausarztpraxen in Baden-Württemberg und Hessen gesammelt, von denen 11 die Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren tragen. Alle Patienten, die die Praxen aufsuchen, werden anonym registriert, die anfallenden Beratungsanlässe analysiert und hausarzttauglich mit ICPC-2 verschlüsselt. Mittlerweile befinden sich über 200.000 Patienten mit über 2,9 Millionen Arzt/Patienten-Kontakten und knapp 3,4 Millionen Verschreibungen in der Datenbank. Wir haben erste Analysen der Versorgungsrealität, insbesondere bei den Atemwegserkrankungen, bei der Verordnung von Phytotherapeutika und Antibiotika vorgenommen. Genauere Daten werden im Laufe von 2015/6 veröffentlicht.

Antibiotika, die lebensgefährliche Resistenzen nach sich ziehen können, ebenso zahlreiche andere nebenwirkungsreiche und teure Medikamente, können durch den Einsatz von Phytopharmaka, je nach Einsatzfeld teilweise im großen Stil, zum Nutzen aller Patienten eingespart werden.

Wie ärztliche Erfahrung, aber auch unzählige Studien zeigen, wirken rationale Phytopharmaka guter Qualität bei nahezu allen Gesundheitsstörungen symptomlindernd, teils begleitend zu konventioneller Therapie, teils auch als alleinige Maßnahme oder in Kombination mit weiteren Naturheilverfahren. Trotz zahlreicher Forschungsarbeiten in den letzten 10 Jahren und der dadurch vorliegenden wissenschaftlichen Daten und Beweise (Evidenz) wird aber Naturmedizin in der ärztlichen Praxis weiterhin kaum berücksichtigt. Noch weniger in der Krankenhausversorgung. Marketing konventioneller Medikamente scheint die Medizin weiterhin stärker zu bestimmen als die Vernunft.

Und das, obwohl nach SGB V alle Patienten einen Anspruch auf die wirksame Therapie mit den geringsten Nebenwirkungen haben. Hier klafft eine erhebliche Lücke zwischen dem, was für Patienten am besten, was wirksam, verträglich und zum Wohle aller gesetzlich vorgesehen ist und der täglichen Verschreibungspraxis durch viel zu viele Kollegen, die sich nicht daran halten und weiterhin unnötig stark wirksame, teuere, intensiv beworbene Medikamente verordnen.

Das muss sich dringend zum Nutzen aller ändern.

 

Dr. med. Berthold Musselmann

Lehrbeauftragter für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren

Akademische Lehrpraxis Universität Heidelberg

Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung

E-Mail: dr.musselmann@googlemail.com

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© 2001, 2013 - Dr. med. Berthold Musselmann, D-69168 Wiesloch - Datenschutzerklärung | Impressum

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